Text Quelle SN Karin Portenkirchner
Großer Wahlsieger: Alexander Stangassinger.
"Ein Wahnsinn, einfach unglaublich" - das seien die ersten Gedanken gewesen, die ihm nach dem ersten Auszählen der Stimmen durch den Kopf gegangen seien, sagt Bürgermeister Alexander Stangassinger. Der SPÖ-Stadtchef feierte in Hallein am Sonntag einen Wahlsieg auf allen Linien. Stangassinger setzte sich bereits im ersten Wahlgang mit 62,9 Prozent der Stimmen durch und muss nicht in eine Stichwahl - trotz sechs Gegenkandidaten. Die ÖVP mit Vizebürgermeisterin Katharina Seywald kam nur auf 12,4 Prozent der Stimmen - ein Absturz von 25,2 Prozentpunkten. Damit verfehlte Seywald ihr Wahlziel - den Einzug in die Stichwahl - klar.
Noch deutlicher fiel der Absturz der ÖVP in der Gemeindevertretung aus, wo sie fast zwei Drittel der Stimmen im Vergleich zu 2019 verlor. Von neun Mandaten blieben nur mehr drei übrig.
Die SPÖ legte hingegen von neun auf 15 Mandate zu und holte damit die absolute Mehrheit. Die FPÖ blieb bei drei Mandaten, die Grünen erhielten zwei Mandate (minus eines), die KPÖ plus und die Bürgerliste Hallein schafften den Einzug in die Gemeindevertretung mit je einem Mandat.
Die SPÖ legte um 14,6 Prozentpunkte zu und erreichte 51,9 Prozent der Stimmen. Die ÖVP verlor 20,5 Prozentpunkte und brachte es nur mehr auf 13,7 Prozent. Die FPÖ wurde mit 11,6 Prozent drittstärkste Kraft. Die Grünen verloren 3,5 Prozentpunkte und erhielten 8,6 Prozent. Die KPÖ plus schaffte es bei ihrem ersten Antreten 5,7 Prozent, die neu gegründete Bürgerliste Hallein kam auf 4,9 Prozent der Stimmen.
Aus der Gemeindevertretung flogen die Neos, sie schafften mit 2,2 Prozent der Stimmen den Einzug nicht. Ebenso durch die Finger schaute die freie Mandatarin Sandra Lindtner, die 2019 noch für die ÖVP kandidiert hatte.
In der zweitgrößten Stadt des Landes wurden auch die zweitmeisten Wahlkarten beantragt, nämlich 1536. Entsprechend lange dauerte die Auszählung: Nach dem Wahlschluss um 16 Uhr stand das vorläufige Endergebnis inklusive Wahlkarten erst um 19.09 Uhr fest. Noch länger dauerte es bei der Bürgermeisterwahl, hier dauerte es bis 19.39 Uhr bis zum Ergebnis.
Damit erteilten die Wählerinnen und Wähler in Hallein der Politik der ÖVP eine klare Absage. Wie berichtet, war das Klima in der Gemeindevertretung in den vergangenen fünf Jahren rau. Das Gesprächsklima zwischen ÖVP und SPÖ war zerrüttet.
Für den wiedergewählten Bürgermeister ist die Sache klar: "Die Wähler haben ihre Noten vergeben und uns ein Zeugnis ausgestellt. Sie haben klargestellt, bei wem sie die Verantwortung für den Streit sehen und dass wir unseren Weg weitergehen sollen." Er werde nun nach der Wahl alle Parteien zu Gesprächen einladen: "Ich will zusammenarbeiten. Wenn eine andere Partei eine gute Idee hat und wenn sie finanzierbar ist, bin ich dafür offen", betont Stangassinger.
Gemeinderats und Bürgermeisterwahl Hallein
Das hervorragende Abschneiden der SPÖ sorgte bei der Wahlparty im Saal der Halleiner Arbeiterkammer am Sonntag durchaus für Rätselraten. Mit so einem Ergebnis habe niemand gerechnet, so der Tenor. Stangassinger selbst lobte sein Team, denn "allein bist du nichts".
Bei der Wahlparty reichte die Bandbreite altersmäßig von Studierenden bis zu Pensionisten. Die Einschätzung von Politologe Armin Mühlböck von der Universität Salzburg im Vorfeld der Wahl lautete: Stangassinger sei es gelungen, die Halleiner SPÖ zu einen. Dafür sprach beispielsweise die Anwesenheit von Walter Ebner: Er hatte 1998 als damals amtierender SPÖ-Vizebürgermeister gemeinsam mit Heinrich Schellhorn, dem späteren LH-Stv. der Grünen, das "Bündnis für Hallein" gegründet. Ebner kandidierte 1999 als Bürgermeister und holte auf Anhieb sechs Mandate. Das kostete die SPÖ den Wahlsieg - den holte bekanntermaßen ÖVP-Kandidat Christian Stöckl.
Gemeinderats und Bürgermeisterwahl Hallein
Vor fünf Jahren kam es in Hallein als einer von elf Gemeinden zu einer Stichwahl: Der erst im Dezember 2018 von der Gemeindevertretung zum Bürgermeister gekürte Maximilian Klappacher (ÖVP) erhielt nur 37,6 Prozent der Stimmen, sein damaliger Herausforderer Alexander Stangassinger (SPÖ) kam auf 38,4 Prozent.
Zwei Wochen später konnte Stangassinger seinen Vorsprung weiter ausbauen: Er erhielt 56,3 Prozent der Stimmen und konnte das Bürgermeisteramt nach 20 Jahren von der ÖVP zurückerobern. Bei den Gemeindewahlen lagen SPÖ und ÖVP praktisch gleichauf.
2019 kam die SPÖ mit 37,3 Prozent der Stimmen knapp vor der ÖVP zu liegen (34,2 Prozent). Platz drei ging mit 12,2 Prozent an die Grünen, dicht gefolgt von der FPÖ mit 11,8 Prozent. Die Neos erreichten 4,5 Prozent.
Somit kamen SPÖ und ÖVP auf je neun Mandate, die Grünen und die FPÖ auf jeweils drei und die Neos auf ein Mandat. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre trat ÖVP-Mandatarin Sandra Lindtner aus der ÖVP aus und blieb als freie Mandatarin in der Gemeindevertretung. Die FPÖ-Mandatare wurden nach einem Konflikt mit Landeschefin Marlene Svazek aus der Partei ausgeschlossen und benannten sich um in Basis. Diese kandidierte jedoch heuer nicht mehr. Einer der Basis-Mandatare, Hermann Knapp, kandidierte 2024 auf der Liste der SPÖ.