Umfangreiche Recherche im Stadtarchiv
Benjamin Huber, Historiker im Keltenmuseum, hat vor einem Jahr mit der Recherche im Stadtarchiv begonnen. Es umfasst etwa 30.000 Fotos, dazu kommen Stadtratsprotokolle, Plakate oder Baupläne. "Wenn man die Geschichte des Kinos in Hallein beleuchtet, muss man eigentlich auch das Theater mitdenken", schildert Huber. Die ersten Theateraufführungen habe es in den zahlreichen Halleiner Brauhäusern gegeben ("Bier war damals DAS Getränk"), zum Beispiel von den Oberndorfer Schiffern. 1601 sei schließlich im Halleiner Rathaus ein Tanzsaal ("Tanzboden") eröffnet worden - unter anderem dort, wo sich heute das Büro des Bürgermeisters befindet. Bis 1925 sei ein reger Betrieb mit Tanzbären, Artisten oder Schauspielgruppen belegt.
Doch das "Alte Theater im Rathaus" sei zu klein geworden. Gleichzeitig seien ab 1907 die ersten bewegten Fotografien und später Stummfilme gezeigt worden, was für großen Zulauf sorgte. Die Lizenz für Filmvorführungen hatte in Hallein nach dem Ersten Weltkrieg die Kriegsinvalidenorganisation. Diese trat 1921 an die Stadtgemeinde heran, um ein Kino bauen zu lassen. Am 6. Dezember 1925 wurde der Bau nach den Plänen von Wunibald Deininger (der auch das Kieselgebäude in der Stadt Salzburg geplant hat) eröffnet. Die Baukosten betrugen damals umgerechnet 500.000 Euro.
1950 entschied sich die Stadtpolitik für einen Umbau nach den Plänen von Wilhelm Schatz. Die Kosten hätten 600.000 Schilling betragen sollen, beliefen sich letztendlich aber auf 1,1 Millionen Schilling. Der Charakter des Gebäudes veränderte sich vollständig. Unter anderem kamen eine Terrasse und ein Espresso-Café dazu. Die dort angebotenen Cocktails Halleiner Nebel und Halleiner Rauhreif sorgten für Furore.
1991, nach 60 Jahren durchgehender Nutzung, entschied sich die Stadt unter SPÖ-Bürgermeister Franz Kurz für einen Umbau nach den Plänen des Wiener Stararchitekten Heinz Tesar. Der Umbau kostete 50 Millionen Schilling und wurde am 1. Oktober 1993 eröffnet. Das erste Theaterstück war "Der Herr Karl", als erster Film wurde "Jurassic Park" von Steven Spielberg gezeigt.
Heute verzeichnet das Halleiner Stadtkino zwischen 15.000 und 20.000 Kinobesucher pro Jahr, dazu kommen 10.000 Veranstaltungsbesucher. Das Kino sei ein Abgangsbetrieb, sagt Bürgermeister Stangassinger: "Wir reden da von einer sechsstelligen Summe und es ist kein Einser vorn." Dennoch stehe die Veranstaltungsstätte nicht zur Debatte: "Ein roter Bürgermeister hat es bauen lassen (Anton Neumayr, Anm.), ein roter Bürgermeister hat es umbauen lassen (Franz Kurz, Anm.) und wir werden das Haus in eine gute Zukunft führen."
Vizebürgermeisterin Rosa Bock mit Bürgermeister Alexander Stangassinger.
Im Foyer des Kinos wird seit Donnerstag die Ausstellung zu 100 Jahre Stadtkino und Theater Hallein gezeigt - mit alten Filmplakaten, einem Modell von Architekt Heinz Tesar und den Texten von Historiker Benjamin Huber. Ab September soll ein intensiveres Kulturprogramm folgen, kündigt Kulturstadträtin Rosa Bock an: "Vielleicht haben wir sogar das Glück, einen Stummfilm zu sehen." Bis dahin gebe es jeden Monat ein Filmhighlight, Veranstaltungen für Kinder oder die Gaming Days.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung wurden im Stadtkino Auszüge aus der Krimireihe "Alpentod" gezeigt, die für RTL und ServusTV unter anderem in Hallein gedreht wurde. Schauspielerin Veronika Ferres spielt eine Ermittlerin im Ruhestand, die zu einem alten Vermisstenfall hinzugezogen wird.